Bronzene Plattenfibel

Inv.-Nr. 85

Zeichnung

 

 

 

 

 

 

Fibeln dienten seit der Bronzezeit als Gewandverschluss nach Art einer Sicherheitsnadel. Häufig besaßen sie durch recht aufwendige Verzierung gleichzeitig Schmuckfunktion. Sie werden oft nach charakteristischen Merkmalen ihrer äußeren Form benannt – so auch die ausgestellte Plattenfibel, bei der die eigentliche Nadel abgebrochen ist. Fibeln dieses Typs sind auch im täglichen Leben getragen worden. Allerdings ist bei besonders großen Exemplaren, vielleicht auch bei der halleschen Fibel, eher an eine Verwendung in der Fest- oder Totentracht oder als Weihgabe zu denken.
Der Typus der Plattenfibeln ist vermutlich in der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts v. Chr. in Attika entstanden. In der 2. Hälfte des 8. und im frühen 7. Jahrhundert v. Chr. treten derartige Fibeln verstärkt in anderen griechischen Landschaften auf. Unter ihnen lassen sich mit Hilfe der auf den Platten eingravierten Darstellungen verschiedene stilistische Gruppen unterscheiden.
Die Gravuren auf der halleschen Fibel sind außerordentlich qualitätvoll und gut erhalten. Auf der einen Seite sind ein Pferd und mehrere z. T. sehr stilisierte Vögel dargestellt. Die andere Seite ist mit vier übereinander angeordneten Fischen verziert. Die Darstellungen werden jeweils von Ornamentbändern gerahmt.
Neben anderen Indizien spricht vor allem der Stil der Gravuren für die Zugehörigkeit der halleschen Fibel zu einer Gruppe, als deren Herkunftsgebiet die mittelgriechischen Landschaften Lokris und Phokis angesehen werden können. Bei derartigen Einordnungen ist jedoch große Vorsicht angebracht, da eine große Zahl der uns bekannten Fibeln, und auch das hallesche Exemplar, aus dem Kunsthandel stammt und für sie keine zuverlässigen Fundortangaben vorliegen.
Der Stil der eingeritzten Darstellungen und der Vergleich mit anderen Fibeln aus bekannten Fundzusammenhängen sprechen für eine Entstehung dieser Fibel im frühen 7. Jahrhundert v. Chr.

Autor: Ulrich Sens (2002)


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