Schwarzfigurige Bauchamphora

Inv.-Nr. 590
Rekonstruktion (Anja Slawisch 2000)

 

 

 

 

 

 

 

Die hier ausgestellte Amphora gehört nach ihrer äußeren Form – Echinusfuß, im Querschnitt runde Henkel und abgesetzte, im Querschnitt rechteckige Lippe – zu den Bauchamphoren vom Typ B. Der relativ weich gebrannte, orangerote Ton ist an einigen Stellen stark korrodiert. Ein Riss am linken Rand der A-Seite ist mit Bleiklammern antik geflickt.
Auf der A-Seite sehen wir zwei Männer, die sich mit ihren Pferden nach links bewegen. Der vordere, dessen Oberschenkel in den Ritzlinien auf dem Pferdekörper zu erkennen sind, springt gerade von seinem Pferd ab und greift dabei – wohl ein Fehler des Malers – in die Zügel des hinteren Pferdes. Hinter den Reitern füllt eine zehnstrahlige Rosette den verbleibenden Raum fast vollständig aus. Auf der B-Seite ist ein einzelner, nach rechts galoppierender Reiter dargestellt, der von einem großen Vogel begleitet wird. Die beiden Darstellungen unterscheiden sich sowohl in der Fülle der verwendeten Ornamente, als auch im Detailreichtum der figürlichen Komposition erheblich voneinander.
Reiterdarstellungen waren besonders in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. ein beliebtes Thema auf Vasen. Sie dienten vor allem der Repräsentation von Vertretern der Aristokratie. Für die Darstellung des abspringenden Reiters bietet sich ein weiteres Erklärungsmodell an: Hier ist möglicherweise ein Reiterwettkampf wiedergegeben.
Die hallesche Amphora vereinigt Elemente der korinthischen Vasenmalerei (stilistische Gestaltung der Ornamente und figürlichen Darstellungen) mit Merkmalen attischer Vasen (Größe und Form der Amphora; Motiv des abspringenden Reiters; Helmschmuck der Reiter). Als Entstehungszeit für die vorliegende Vase bietet sich daher eine Periode großen korinthischen Einflusses in Attika an, also das 2. Viertel des 6. Jahrhunderts v. hr.

Autor: Anja Slawisch (2002)


Zurück