Etruskisches Lydion

Inv.-Nr. 217

Dieses kleine Gefäß kam 1883 durch eine Schenkung Julius Friedländers in die Sammlung. Lange Zeit war der Verwendungszweck dieser Art Vasen umstritten, doch gilt heute die allgemeine Annahme, dass es sich um Gefäße für wertvolle Essenzen wie Duftöle, Salben oder Schminke handelt. Als Behälter hoch geschätzter Substanzen ist es doch eine eher robuste Massenware. So sind etwa Kratzspuren, wie sie beim Drehen auf der Töpferscheibe durch Unreinheiten im Ton entstehen, noch deutlich zu erkennen und auch die Verzierung ist, wenn auch detailliert, doch mit gewisser Nachlässigkeit ausgeführt. Die Verbreitung von Gefäßen dieser Art reicht vom inneren Kleinasien über Griechenland bis nach Italien. Der Ursprung liegt in Lydien, wo nach der Überlieferung eine besonders luxuriöse Lebensart gepflegt wurde – so berichtet etwa Athenaeus (XV 690 C) vom „Duft aus Sardes“. Einen Höhepunkt des Reichtums bildet wohl die Regierungszeit des bis heute legendären Lyderkönigs Kroisos (560–547 v. Chr.). In diese Zeit gehört auch unser Stück, das allerdings als Nachahmung in Etrurien hergestellt und in schwarzfiguriger Technik gearbeitet ist. Es trägt als Verzierung einen nach links gerichteten Tierfries. Dargestellt sind hintereinander ein Steinbock, ein Ziegenbock, ein Hirsch und ein Rehbock. Die Schulter und der sich zum Fuß hin verjüngende untere Teil des Gefäßes sind mit Zungenblatt- und Efeufriesen verziert.

Autor: Max Lubos (2002)


Zurück