Sarkophage stellen eine der am zahlreichsten vertretenen römischen Denkmälergattungen dar. Aus Rom allein sind ca. 6000 Exemplare nachzuweisen. In diesem Bestand sind neben künstlerisch wertvollen Stücken auch viele eher durchschnittliche Erzeugnisse enthalten. Dieses breite Spektrum macht die Gattung der Reliefsarkophage besonders interessant für die Erforschung und Beurteilung der römischen Kunstgeschichte.
Das gewöhnlich verwendete Material war Marmor, nur selten wurden lokale Gesteine verwandt, dementsprechend teuer waren die Sarkophage.
Musendarstellungen sind auf Sarkophagen in großer Zahl überliefert – über 200 Stück. Die Ansichtsseite schmückt dann in der Regel ein Fries von 9 nebeneinanderstehenden weiblichen Figuren, zu denen sich gelegentlich Apollo, Minerva oder auch der Grabinhaber gesellen.
Als Musen lassen sich die Figuren zunächst aufgrund ihrer Anzahl (9) bezeichnen. Zusätzlich treten bestimmte Attribute auf, die einzelnen Musen eindeutig zuzuordnen sind. Selbst die drei halleschen Musen lassen sich daher mit Namen bezeichnen, obwohl bei ihnen gerade die bestimmenden Merkmale nur schlecht erhalten sind.
Leicht zu erkennen ist noch Terpsichore an mittlerer Stelle, die als tanzfrohe Muse der „kleinen Lyrik“ immer eine Lyra hält. Bei den anderen Musen müssen uns besser erhaltene Vergleichsstücke in anderen Sammlungen helfen. In München steht ein Sarkophag, bei dem Thaleia – die Muse der Komödie – die gleiche Haltung einnimmt, wie die rechte beim hiesigen Stück. Dort kann man den Krummstab, der hier nur zu erahnen ist, in ihrer rechten Hand deutlich erkennen. In der hier nicht erhaltenen linken Hand hält die Münchner Muse eine – allerdings auch dort stark ergänzte – komische Maske. Links steht Melpomene, die Muse der Tragödie. Sie wird normalerweise mit einer tragischen Maske und einer Keule ausgestattet. Die Keule kann man auch bei diesem Stück sehen, auch wenn sie hier eher an einen Stab erinnert.
Auch datieren lassen sich die Figuren noch. Sie gehören an das Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr., einer Zeit, in der Figuren auf manierierte Weise sehr gestreckt und verdreht dargestellt wurden.
Autor: Matthias Kolbe (2002)