Pferdeprotomenrhyton

Inv.-Nr. 161
Vollständiges Vergleichsstück

 

 

 

 

 

 

 

Das Rhytonfragment mit Pferdeprotome bildete den vorderen Teil eines Trinkhorns. Durch die Tülle konnte man sich das Getränk – Wein – in den Mund laufen lassen. Wollte man mit dem Trinken aussetzen, musste die Tülle verschlossen werden, was sich recht gut mit dem Daumen bewerkstelligen ließ. Den Trinkvorgang wird man wohl nicht lange hingezogen haben, da sich das Rhyton gefüllt nicht abstellen lässt und ständig gehalten doch recht unbequem sein dürfte.
Rhyta sind in der Antike vielfach sowohl aus Metall als auch aus Keramik belegt. Ihre Unterteile sind oft in Form von Tierköpfen oder -protomen gestaltet. Das hallesche Fragment weist die Vorderfront eines Pferdes auf, bei dem die Vorderbeine nicht mehr vorhanden sind. Leider lässt sich nicht mehr feststellen, ob es sich hier nur um eine einfache Pferdeprotome oder um eine Pegasosform handelt, denn die Stelle, an der die Flügel sitzen könnten, ist am Fragment nicht erhalten.
Zaumzeug und Geschirr sind mit weißer und gelber Farbe auf die schwarz gefirnisste Oberfläche aufgetragen. Diese Technik ist für eine hellenistische Keramik charakteristisch, die nach ersten entsprechenden Funden vom westlichen Hang der Akropolis in Athen als Westabhangkeramik bezeichnet wird. Dazu passt auch gut, dass das Rhytonfragment in Halle aus der Umgebung von Athen stammt.
Auffällig ist, dass die Bruchstellen und auch die feinmodellierten Details stark abgerundet sind. Dies könnte für eine sekundäre Nutzung des Fragmentes z. B. als Kinderspielzeug sprechen.

Autor: Ralph Einicke (2002)


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