Homerische Becher

Inv.-Nr. 73
Inv.-Nr. 76
Inv.-Nr. 96

 

 

 

 

 

 

Die Benennung dieser halbkugelförmigen Gefäße erfolgte nach den Szenen, mit denen sie verziert wurden und die zum großen Teil aus dem homerischen Sagenkreis stammen. Die Becher sind in Relieftechnik gearbeitet, besonders in hellenistischer Zeit ist diese Art der Verzierung beliebt. Auch die hier ausgestellten Stücke sind hellenistisch und werden ins 2. Jahrhundert v. Chr. datiert. Durch Namensbeischriften ist die Identifizierung der dargestellten Mythen erleichtert. Hergestellt wurden diese Becher in verschiedenen Gebieten Griechenlands, die vorliegenden Stücke sind z. B. thessalisch-makedonischen (73), peloponnesischen (76) und böotischen (96) Ursprungs. Im Originalzustand ist diese Keramik vollständig gefirnisst (hier grau oder rot).
Auf Becher 73 ist die Klage der Antigone um ihre sterbenden Brüder dargestellt. Eteokles und Polyneikes wurde prophezeit, dass sie im Zweikampf gegeneinander sterben würden – wie es dann auch geschah. Auf der linken Seite steht Antigone und erhebt die Arme in einem Klagegestus. Die Mutter der Geschwister, Iokaste, tötet sich selbst, indem sie sich in ein Schwert stürzt (rechts von den Sterbenden). Außerdem sind noch die Erinyen (Rachegöttinen) und zwei laufende Hopliten (Krieger) dargestellt sowie Personifikationen der Städte Argos und Theben (der Herkunftsorte der beiden Brüder), die trauernd auf Felsen sitzen.
In den 3 Szenen auf Nr. 96 geht es um die Ereignisse nach dem Tod des trojanischen Königssohnes Hektor, der im Zweikampf mit Achilleus getötet wurde. Der griechische Held Achilleus hat sich geweigert, die Leiche des Hektor an die Trojaner zu übergeben, dessen Vater Priamos bittet ihn hier knieend um ihre Herausgabe. In der zweiten Abbildung stehen Priamos und die Amazonenkönigin Penthesileia am Grab des Hektor. Die letzte Szene zeigt den Zweikampf zwischen Achilleus und Penthesileia.
Auf dem dritten Becher (76) erscheinen die Töchter des Meergottes Phorkys. Diese drei Graien besitzen zusammen nur einen Zahn und ein Auge, beides wird ihnen von Perseus geraubt, der für die Herausgabe den Weg zu den Nymphen erfahren will. Auf dem Reliefbild geht eine der Graien gerade zur Tür, um Perseus einzulassen. Hier ist eine Szene dargestellt, die nicht zum homerischen Sagenkreis gehört, durch Form und Verzierungsart schliesst sich der Becher aber der genannten Gruppe an.

Autor: Frauke Gutschke (2002)


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