Unteritalische Fischteller

Inv.-Nr. 248
Inv.-Nr. 249
Inv.-Nr. 250

 

 

 

 

 

„Es ist verständlich, dass der Fisch, obwohl alle Zuspeisen ‚opson’ genannt werden, diesen Namen ganz für sich gewonnen hat, weil er eine so vorzügliche Speise ist und weil die Leute nach dieser Speise so verrückt sind.“ So leitet Athenaios von Naukratis (um 200 n. Chr.) das 7. Buch seines „Gelehrtenmahles“ ein, auch im 8. Buch findet der Fisch häufig Erwähnung. Ebenso angetan war Marcus Gavius Apicius (1. Jh. n. Chr.) von diesem Thema und widmete ihm das zehnte Buch seines Kochbuches, in dem er fast 20 Rezepte für Fischsaucen aufführt.
Bei der Beliebtheit dieser Speise war es also nur konsequent, den Fisch auf einem speziellen Geschirr zu servieren, auch wenn Archäologen heute geteilter Meinung darüber sind, ob von diesen Tellern jemals gegessen wurde oder ob sie nur als Grabbeigabe dienten.
Die Form der Fischteller ist jedenfalls perfekt auf ihre Funktion abgestimmt. Augenfällig ist die flache, ganz wenig nach innen geneigte Oberfläche mit einer Mulde in der Mitte für die Sauce (oder – auch das wurde vorgeschlagen – für die abfließende Fischbrühe), ein fast rechtwinklig abgeknickter Rand, über den Schwanz und Kopf des Fisches überstehen konnten, und der im Gegensatz zur Tellerfläche kleine ring- oder trichterförmige Fuß. Mit Durchmessern zwischen 17,5 und 24,4 cm sind die halleschen Exemplare von durchschnittlicher Größe dieser in Dimensionen von 14 und 40 cm bekannten Gattung.
Neben den hier gezeigten Tellern mit rotfiguriger Bemalung treten auch schwarz gefirnißte auf, die den Namen Fischteller also aus ihrem Verwendungszweck herleiten und aus der allgemeinen Form, die derjenigen der bemalten Teller gleich ist. Beide Varianten wurden sowohl im griechischen Mutterland als auch in den unteritalischen Kolonialstätten hergestellt. Insgesamt gibt es etwa 850 bemalte erhaltene Stücke, so dass man also durchaus von einer Massenware sprechen kann, die nicht unbedingt künstlerischen Ansprüchen gerecht werden musste. Von den vier verschiedenen unteritalischen Landschaftsstilen sind der campanische und der apulische in der halleschen Sammlung vertreten.
Die Zahl der Tiere ist unterschiedlich. Bei Inv.-Nr. 248 teilen sich 6 Meeresbewohner den knapp bemessenen Platz, während sich auf Inv.-Nr. 249/250 nur je 3 Tiere bewegen. Im Qualitätsvergleich reichen die künstlerischen Fähigkeiten des Malers von Teller Inv.-Nr. 249 nicht an das hohe Niveau der anderen beiden Teller heran.
Die auf italischen Tellern dargestellten Fische sind keine Phantasiewesen. Man kann sie noch heute bestimmen, mit gewissen Abstrichen allerdings, weil die Künstler die Fischart teilweise durch Eigenarten charakterisierten, die eher eine untergeordnete Rolle spielen und dabei auf andere zuverlässige Kriterien verzichteten.

Inv.-Nr. 248: Campanischer Fischteller aus Ruvo

Durchmesser: 17,5 cm; Datierung: 340–320 v. Chr.; Darstellung: eine Meerbarbe (Mullus barbatus), zwei kleine Meeräschen (Mugil cephalus) und eine Zweibindenbrasse (Diplodus vulgaris), dazwischen zwei kleine Muscheln.

Inv.-Nr. 249: Apulischer Fischteller aus einem Grab bei Ruvo

Durchmesser: 19,3 cm; Datierung: 2. Hälfte 4. Jahrhundet v. Chr.; Darstellung: drei Flußbarsche mit unterschiedlichen Zeichnungen

Inv.-Nr. 250: Campanischer Fischteller aus Cumae
Durchmesser: 24,4 cm; Datierung: 360–330 v. Chr.; Darstellung: eine Marmorbrasse (Lithognatus mormyrus), eine Zweibindenbrasse (Diplodus vulgaris) und ein Krake (Octopus vulgaris)

Autor: Matthias Kolbe (2002)


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