Diese aus dem Kunsthandel stammende weißgrundige Lekythos kam zwischen 1922 und 1934 in die Sammlung. Sie gehört zu den späten Vertretern ihrer Gattung und findet in der Art ihrer Darstellung wenig Parallelen. Der schlechte Erhaltungszustand der Darstellung erklärt sich aus der Maltechnik, bei der zwar der weiße Überzug gebrannt wird, die danach mit Farbpigmenten aufgetragene Bemalung aber nicht. Auch wenn der Überzug an mehreren Stellen abgeplatzt ist, lässt sich die Zeichnung anhand paralleler Beispiele rekonstruieren. Es handelt sich um zwei schwer bewaffnete Fußkämpfer, zwischen denen sich eine Grabstele befindet. Der Linke ist bärtig, mit einem gegürteten Chiton bekleidet, vielleicht trägt er auch einen Brustpanzer darüber, von seinen Schultern scheint ein Mantel herab zu fallen. Er ist mit einer Lanze bewaffnet, mit der er nach seinem Gegner stößt, und schützt sich mit einem Rundschild und einem korinthischen Helm. Er vollzieht eine ausfallende Bewegung auf seinen Gegner zu. Dieser weicht vor dem Angriff zurück und scheint, den erhaltenen Linien nach zu urteilen, eine Chlamys (eine Art knielanger Mantel) zu tragen. Sein Gesicht wendet er dem Gegner zu und holt mit einer Waffe gegen ihn aus. Von der erwähnten Grabstele sind nur noch wenige Linien und ein, einst farbiges, Akanthusblatt erhalten. Es könnte sich bei der Kampfszene um Leichenspiele zu Ehren des Verstorbenen handeln oder um eine mythologische Szene. Eher unwahrscheinlich ist eine Interpretation als Darstellung der Todesursache.
Autor: Max Lubos (2002)